Von Ezelin den Brueren bis zu den Gaffeln

Kölns Biergeschichte beginnt im frühen Mittelalter. Die ersten schriftlichen Zeugnisse über einen Bierbrauer in Köln findet man im Schreinsbuch (Grundbuch) des Bezirks Niederich aus das Jahr 1170. Es wurde der Verkauf eines Hauses an Ezelin bruere (Ezelin der Brauer) erwähnt. Seitdem wurden Brauer und Brauhäuser namentlich im Schreinsbuch aufgeführt, so auch im Jahre 1302 das erstmalig genannte Brauhaus Zum Leysten auf dem Eigelstein 41. Dieses Grundstück ist seitdem eine Braustätte und hat die besten Brauer dorthin verschlagen. Denn es befindet sich dort ein Brunnen mit exzellenter Wasserqualität.

Kölner Eigelstein 41

Außerdem war der Eigelstein die erste Anlaufstelle für die Besucher, die aus dem Norden durch die Torburg kamen. Schließlich hatten die Händler, Pilger und Besucher nach der anstrengenden Reise großen Hunger und Durst. Das hat sich bis heute nicht geändert. Unter dem Namen Zum Brüsseler Hof führte Gottfried Joseph Schumacher im Jahre 1822 die Brautradition am Eigelstein 41 fort. Sie bestand dann bis 1857 unter diesem Betreiber. Nach seinem Tode übernahmen die Geschwister die Brauerei, die sie 1859 an Reinhard Joseph Appel verkauften. Seine Witwe führt den Brüsseler Hof bis 1874. Von 1874 bis 1888 wurde der Brüsseler Hof nur als Gaststätte betrieben. 1888 beginnt der Brauer Adam Lenzen wieder Bier am Eigelstein zu brauen und führt an die zehn Jahre lang erfolgreich eine Hausbrauerei, bevor sie in den folgenden neun Jahren als Gaststätte und Bierhandel der Glückauf Brauerei AG auftrat.

18 Brauereien auf 450 Meter

Insgesamt wies das Kölner Brauer-Kataster für den 450 Meter langen Eigelstein im Jahr 1838 die stolze Zahl von 18 Brauereien auf. Am 24. Mai 1908 war die kurze, wechselvolle und zugleich unruhige Zeit der Brauerei am Eigelstein 41 beendet. Denn zu jener Zeit übernahmen die Gebrüder Becker das Brauhaus. Sie hatten klare Vorstellungen, bauten das Haus im Stile eines alten Zunfthauses um und benannten es, angelehnt an den Geist der friedlichen Revolution von 1396, in die „Obergärige Bierbrauerei in der Gaffel“ um. Bis 2016 braute Gaffel auf dem Grundstück Eigelstein 41.

Gabel als Namensgeber

Der Name Gaffel erinnert an mittelalterliche Tischgesellschaften der Handwerksvereinigungen der Gaffeln – der Name leitete sich aus dem zweizackigen Gabelspieß ab -, die bei Speis und Trank die Gemeinschaft und die politische Diskussion pflegten. 1918 wurde das Vorderhaus bzw. der Brauerei-Ausschank auf dem Eigelstein sehr aufwendig umgebaut und die Inneneinrichtung modernisiert. In der Sonderbeilage des Kölner Tageblatts vom 15. Dezember 1929 über die Kölner Brauhäuser hieß es damals wörtlich: „… heute wird im Brauhaus In der Gaffel ein mit den neuzeitlichen Brauereieinrichtungen hergestelltes süffiges, hochprozentiges Glas Kölsch verabreicht, das einem bei bestens zubereiteten Speisen so zunftgerecht schmeckt wie anno dazumal.“ Weiterhin ist in einer Zeitungsannonce über Gaffel zu lesen. „Größte Kölner Hausbrauerei für obergäriges Bier, mit den modernsten Maschinen und Einrichtungen ausgerüstet, empfiehlt aus den edelsten Rohstoffen gebrautes hochprozentiges, bestens abgelagertes Gaffel-Bräu Echt Kölsch – Produktionsfähigkeit der Brauerei beträgt 20.000 Hektoliter jährlich.“

Von der Braustelle zum Unternehmen

Der Eigelstein 41 wurde zu einem beliebten Platz für alle Kölner. Sein ausgezeichnetes obergäriges Bier und seine gute Küche waren stadtbekannt. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg galt die Brauerei in der Gaffel als größte Hausbrauerei für obergäriges Bier. Die prosperierende Zeit des großen Aufschwungs waren dann die 50er- und 60er-Jahre. Aus der Hausbrauerei wurde ein mittelständisches Unternehmen, das nach wie vor eine der profiliertesten Kölsch produziert.

Autor

Michael Busemann

Quellen:
http://koelner-brauerei-verband.de/historie/geschichte-der-traditionsbrauereien/historie-privatbrauerei-gaffel-becker-co-ohg-gaffel-koelsch.html

https://gaffel.de/privatbrauerei/


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